Erwartungen statt Regeln: Ein Versuch

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Schaut euch mal in Klassenzimmern um: Häufig findet man an der Wand die obligatorischen Klassenregeln, die zusammen mit der Klasse erarbeitet und dann aufgehängt werden. An sich ein richtiger Schritt: Die Schüler werden in die Entscheidungsfindung mit einbezogen, formulieren die Regeln im Idealfall selbst und bringen so ihre eigenen Wünsche mit ein. Im Fall des Regelverstoßes folgen üblicherweise Konsequenzen oder Strafen. Doch gibt es Alternativen?

 

Ein neues Schuljahr bringt oft Neuerungen mit sich. Wer die Chance hat, eine eigene Klasse zu übernehmen und weiterzuführen, hat im Laufe eines Schuljahres häufig mit Problemen zu tun. Das können Beschwerden von Kollegen, die an euch gerichtet werden, oder auch selbst beobachtetes Verhalten von Schülern sein, das nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Dennoch spricht man in der Schule häufig nicht von Erwartungen, sondern von aufzustellenden Regeln.

In den Sommerferien habe ich mich fortgebildet und bin in diesem Zusammenhang auf eine andere Herangehensweise aufmerksam geworden: Erwartungen statt Regeln.

 

Erwartungen statt Regeln?

Für mich war es am Anfang etwas schwierig, den Unterschied zwischen formulierten Erwartungen und Regeln zu erkennen. Der Unterschied liegt dabei tatsächlich auch nur in der Art und Weise, wie und warum die Schüler reagieren.

Erwartungen und Regeln. Beide sollten kurz, klar, relevant und positiv formuliert sein. So weit so gut. Der Unterschied liegt darin, was nach dem Formulieren passiert.

 

Wie wirken Erwartungen?

Warum halten sich Schüler an Regeln? Üblicherweise fürchten sie Konsequenzen. Das können tatsächliche Strafen, aber auch resultierender Ärger mit Mitschülern sein. Und bei Erwartungen? Sollten wir lieber Erwartungen statt Regeln formulieren?

Erwartungen stehen zunächst im Raum. Wenn wir in uns hineinschauen, wissen wir, dass jeder von uns Erwartungen an seine Schüler hat. Die können ganz unterschiedlich aussehen und auch sehr unterschiedlich gewichtet sein. Aber sie sind da.

Wenn man seine Erwartungen transparent gemacht hat, beginnt in dieser Variante die eigentliche Arbeit. Warum sollte sich ein Schüler an Erwartungen halten? Die Antwort ist einfach: Weil er es möchte. Die Voraussetzungen dafür muss der Lehrer aber erst schaffen. Hinter dem Erwartungskonzept steckt also eine unheimlich wichtige Komponente: ganz viel Beziehungsarbeit. Wir müssen als Lehrer demnach eine so gute Beziehung zu unseren Schülern aufbauen, dass sie die Erwartungen erfüllen wollen.

 

Wie sehen meine Erwartungen aus?

Das war natürlich das, was ich mich zunächst selbst fragen musste. Wo liegen wirklich meine Prioritäten? Was ist wichtiger und was ist weniger wichtig? Es ist selbstredend, dass wir uns selbst an unseren eigenen Erwartungen messen lassen müssen. Man sollte also immer darauf achten, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen.

Aus meinen Überlegungen resultierten vier Erwartungen, die ich euch an dieser Stelle mit einer kurzen Erläuterung darlege.

 

1. Sei pünktlich!

Dazu zählt auch, dass nicht pünktlich zum Stundenbeginn der Klassenraum betreten wird, sondern das gesamte Material auf dem Tisch liegt, damit die Stunde beginnen kann.

 

2. Sei gut vorbereitet!

Dazu gehört die Wiederholung der Inhalte bei Fehlen, das gewissenhafte Erledigen von (langfristigen) Hausaufgaben und  sonstigen Arbeitsaufträgen. Lies, wenn nötig, Inhalte nochmal nach. Du selbst bist für deinen Lernprozess verantwortlich. Habe deine Materialien dabei.

 

3. Sei respektvoll!

Und zwar zu allen: zu Lehrern, zu Mitschülern, zur Schule. Behandle alle und Alles so wie du selbst behandelt werden willst oder deine Sachen behandelt werden sollen. Dazu zählen sowohl einfache Kommunikationsgrundlagen wie ausreden lassen, sich melden, aber auch respektvolles Benehmen den Lehrern gegenüber im Unterricht: zuhören, sich bemühen und Arbeitsaufträgen oder  Aufforderungen folgen.

 

4. Sei zuverlässig!

Erledige Aufgaben umgehend, schreibe dir zur Erinnerung zu Erledigendes auf, damit du es nicht vergisst. Davon profitiert die Zusammenarbeit mit Lehrern ebenso wie die Kooperation mit deinen Mitschülern. Gib Entschuldigungen direkt beim nächsten Wiedersehen ab oder lass deine Eltern eine E-Mail schreiben.

 

Inwieweit das Setzen auf Erwartungen nun Verbesserungen bringt oder nicht, kann ich noch nicht einschätzen. Ein Vorteil ist sicherlich, dass nicht mit Sanktionen gearbeitet wird. Ein Nachteil hingegen, dass der Wille, die Erwartungen zu erfüllen, sehr abhängig vom individuellen Draht zum Lehrer ist. Auf jeden Fall bedarf der Versuch einer Auswertung am Ende des Schuljahres und einer Evaluation zusammen mit meinen Schülern.

Sicherlich fällt gerade die Beziehungsarbeit vielen Lehrern schwer. Nicht, weil sie keine Arbeit in ihre Beziehungen zu den Lerngruppen stecken möchten, sondern weil sie vielleicht nur eine oder zwei  Stunden in der Woche in einer Lerngruppe unterrichten. Beziehungsarbeit ist in Fächern, in denen man seine Lerngruppen häufiger sieht, besser zu bewerkstelligen.

Erzählt mir: Was haltet ihr von Erwartungen? Oder setzt ihr lieber auf Regeln? Vielleicht braucht ihr sowas auch gar nicht? Erzählt mir davon in euren Kommentaren.

Eure Jennifer

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