Seien wir ehrlich: Es gibt mittlerweile unheimlich viele Robotik-Systeme für den Schuleinsatz und jedes davon hat irgendwie seine Daseinsberechtigung. Mit einigen davon habe ich irgendwann mal gearbeitet – entweder weil ich es ohnehin regelmäßig tue oder weil ich sie ausprobiert habe. Zum bestandenen Examen schenkte mir ein lieber Kollege einen kleinen B·O·B·3-Roboter. BOB3? Sagte mir zu dem Zeitpunkt überhaupt nichts. Nach der Anfangseuphorie ob des süßen Aussehens wurde ich schnell auf den Boden der Tatsachen geholt.
Warum der kleine Roboter mich letzten Endes dennoch voll und ganz überzeugt und wo Nachteile des Systems liegen, erfahrt ihr in meiner zweiteiligen Reihe zu BOB3. Es gibt einfach so viel zu dem kleinen Kerl zu sagen, dass nicht alles in einem Beitrag Platz findet. Im heutigen Teil werde ich euch BOB3 vorstellen und erklären, welche Lerngruppen gut mit ihm arbeiten können. Im zweiten Teil werde ich mich dann mit der konkreten Nutzung auseinandersetzen und auf Probleme und überzeugende Features eingehen.
Wer oder was ist eigentlich BOB3?
BOB3 ist ein ATmega88A-Mikrocontroller in einer besonderen Form: Er sieht aus wie ein kleines Android-Männchen und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit R2D2. BOB3 hält einige Sensoren bereit, die erstaunlich viel können. Beispiele gefällig? An seinen Armen befinden sich Multi-Touch-Felder, er besitzt LEDs als Augen und am Körper, kann mit einer IR-LED Nähe und Entfernung bestimmen und mit einem Phototransistor Dunkelheit und Helligkeit. Ihr merkt, da steckt ordentlich was drin in dem kleinen Kerl.
Eine Besonderheit ist sicherlich die Art und Weise, wie BOB3 in der Ursprungsversion zu euch kommt: Als Bausatz, den man zunächst zusammenlöten muss. Eine großartige Sache! Was gibt es Besseres als an einen Mikrocontroller, den man programmieren möchte, erst Hand anzulegen und ihn lauffähig zu machen? Wann hat man in der Schule sonst die Möglichkeit, sich handwerkliche Fertigkeiten wie das Löten anzueignen? Eher selten, wenn es nicht gerade das Fach WAT gibt. Hier wird großes Potenzial für weitere informatische und technische Anknüpfungspunkte geboten.
Ich sollte es euch nicht vorenthalten, deshalb hier noch die Information, dass es BOB3 auch in der SMD Edition als Fertiggerät zu kaufen gibt. Ich persönlich würde mir den Spaß und die Erfahrung des selbstständigen Lötens aber nicht entgehen lassen.
Was kostet der Spaß?
Und da kommt der Haken und auch der Grund, warum ich am Anfang ein bisschen verärgert war. Jemand, der einen Roboter kauft, geht davon aus, dass man ihn auch programmieren kann. Davon ging auch mein Kollege aus, als er mir BOB3 als Geschenk überreichte. Das ist bei ihm aber nicht der Fall. BOB3 benötigt dafür einen separaten Helm, den man ebenso kaufen muss und der nochmal genauso viel kostet wie der BOB3-Roboter selbst. Der Schein trügt also zunächst – ärgerlich! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mir persönlich ist nicht klar, warum man einen Roboter verkauft, der vorprogrammiert ist und dessen LEDs dadurch leuchten, aber dessen Programm erstmal nicht veränderbar ist. Vielleicht übersehe ich da auch einfach etwas – wer mir auf die Sprünge helfen mag, ist gerne dazu eingeladen.
Denn der Preis ist eigentlich gar nicht das Problem: Der BOB3-Roboter ist für knapp 23€ erhältlich, der zugehörige Helm zum Programmieren nochmal für etwa 23€. Insgesamt reden wir hier also von 46€, was etwas mehr als bei vergleichbaren Systemen ist. Ich muss aber sagen, dass ich den Preis für das Gebotene durchaus angemessen finde.
Für wen eignet sich BOB3?
Das ist das Tolle an meinem Freund Bob: Er ist so vielfältig einsetzbar. Auf der BOB3-Webseite gibt es fertige OER-Unterrichtsmaterialien – toll! Und das Ganze in zwei Varianten: Für die Grundschule mit Lernkarten und für die Sekundarstufe 1 in Form einer digitalen Plattform. In der Grundschule erfolgt die Programmierung blockbasiert, in der Sekundarstufe 1 textuell.
Ich habe mich vor allem mit der Lernplattform für die Sekundarstufe 1 auseinandergesetzt und muss sagen, dass sie mich voll und ganz überzeugt hat. Das „Warum“ sprengt jetzt den Rahmen dieses Beitrags (deshalb gibt es einen zweiten Teil), aber: die Plattform ist großartig! Und sie ist super dafür geeignet, Schüler der Jahrgangsstufen 8 und aufwärts in die textuelle Programmierung einzuführen.
Somit kann BOB3 sowohl in der Grundschule als auch in der Sekundarstufe 1 Anwendung finden und trifft mit seinem Aussehen sicherlich auch den Geschmack der Schüler.
Wie sieht die Programmierumgebung aus?
Je nachdem, ob man BOB3 in der Grundschule oder Sekundarstufe 1 anwenden möchte, stehen zwei unterschiedliche Programmierumgebungen bereit. Für die blockbasierte Programmierung kann Open Roberta Anwendung finden – eine Lernplattform, die ich persönlich sehr schätze und die sehr intuitiv verwendet werden kann.
Wer BOB3 in der Sekundarstufe 1 nutzen möchte, kann auf die BOB3-Lernplattform zugreifen, die unter https://www.progbob.org erreichbar ist. Für die Absolvierung des Kurses wird ein Account benötigt. Toll ist: Lehrer haben die Möglichkeit, den Status „Kursleiter“ zu bekommen. Das ermöglicht es euch, Accounts für eure Schüler anzulegen. Es müssen also keine persönlichen Daten (z.B. E-Mailadressen) eurer Schüler angegeben werden. Gleichzeitig könnt ihr so den Überblick darüber behalten, wer wie weit in den Lektionen ist.
Die Übertragung des Programms funktioniert über eine externe Software, die man kostenlos downloaden und installieren kann: BobDude.
Eines haben beide Programmierumgebungen gemeinsam: sie überzeugen auf ganzer Linie und sorgen dafür, dass die BOB3-Programmierung einfach Spaß macht.
Ich denke, dass ihr euch jetzt schon einen ersten Eindruck von BOB3 machen konntet. Im zweiten Teil gehe ich in die Anwendung und erkläre euch ganz konkret, was mich an dem kleinen Roboter so überzeugt und wo ich Probleme sehe.
Kennt ihr BOB3 schon und habt Erfahrungen mit ihm sammeln können? Ich muss wirklich sagen, dass ich meinem Kollegen sehr dankbar für das Geschenk bin, weil ich sonst nicht auf BOB3 aufmerksam geworden wäre. Erzählt mir von euren BOB3s in de Kommentaren.
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Ich finde den BOB3 auch klasse. Wir haben für Studienwerbeaktionen allerdings direkt die SMD-Version mit Helm gekauft. Was mich besonders überzeugt, ist das tolle Tutorial, das durch seine kleinschrittigen Erklärungen keine Fragen offen lässt und durch viele Badges und Abzeichen die Motivation zum Weitermachen konstant hoch hält.
Ein Nachteil gegenüber Calliope mini und micro:bit ist allerdings, dass man auf dem Programmier-PC mindestens einmal Administrator-Rechte haben muss, um den Treiber und die Programmiersoftware zu installieren.
Hallo Mathias,
mir geht es da ganz genauso wie dir! Das Online-Portal ist wirklich sehr gelungen und die Zuständigen dahinter wissen offenbar genau, wie das mit der Motivation funktioniert Ich finde es außerdem wirklich erstaunlich, mit wie viele tiefgreifendere Konzepte da so ganz nebenbei eingeführt werden – erfolgreich.
Ich denke, dass die SMD-Version durchaus seine Berechtigung hat – praktikabel ist das Löten ja leider auch nur einmal: nach der Anschaffung. Ich finde es dennoch eine toller Erfahrung, die man ja leider nicht ganz so oft in der Schule macht.
Du hast Recht – die Admin-Rechte müssen natürlich da sein, sonst gibt es keine Installation.
Viele Grüße aus Berlin und viel Freude weiterhin mit Bob3!
Jennifer
Es ist KEIN Roboter. Ein Roboter verrichtet MECHANISCHE Arbeit. Mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Roboter
Guten Abend,
darüber bin ich mir durchaus im Klaren Ich habe aber keinen Anlass gesehen, von der gängigen Beschreibung, die es für den Bob3-Mikrocontroller gibt, abzuweichen. Das Wort Roboter spielt dabei aus meiner Sicht eher auf das Aussehen von Bob3 an als auf seine Funktionsweise.
Viele Grüße,
Jennifer
Hallo Jennifer,
netter erster Teil. Ich teile die Erfahrungen mit dem Nachkauf des Helms etc. Gibt es auch den zweiten Teil? Ich konnte ihn leider nicht finden?
Viele Grüße,
Axel
Liebe Axel,
Danke!
Mit dem 2. Teil hast du absolut Recht – der 2. Teil steht noch aus. Ich bin erst kürzlich über meine Aufzeichnungen gestolpert, so dass der 2. Teil sehr bald folgen wird
Liebe Grüße
Jennifer