Wundervolle Momente im Referendariat #refisbelike

geralt via pixabay.comCreative Commons Zero Lizenz

 

Vor etwa 4 Monaten schrieb ich in einem Beitrag über mein erstes Halbjahr im Referendariat und darüber, dass die Zeit für mich gar nicht so schlimm ist wie es immer gesagt wird. Nun werde ich euch in meinem heutigen Beitrag etwas genauer erläutern, warum das Referendariat so eine besondere Zeit für mich ist – und das ist durchaus positiv gemeint. Bob Blume ruft zur Blogparade #refisbelike auf und ich folge gerne und teile eine Reihe wundervoller Momente mit euch, die mich jeden Tag auf’s Neue daran erinnern, dass sich die vielen Mühen lohnen

 

 

Mein erster Elternsprechtag

Ich weiß noch ganz genau, wie ich gezittert habe vor diesem Tag. Ich hatte meine jetztige Klasse gerade vier Wochen in Mathematik unterrichtet und der erste Elternsprechtag stand an. Ich hatte nicht einmal 4 Wochen vorher mein Referendariat begonnen und musste zu diesem Termin 8 Fördergespräche führen, da viele meiner Schüler 4- und schlechter in dem Fach gestanden hatten, bevor ich in die Klasse kam.

Der Elternsprechtag ging von 18 bis 21 Uhr und mein Terminplan war – zu meinem Erstaunen – komplett ausgebucht. Ich wusste nicht, was genau auf mich zukommt. Ich hatte mein Referendariat gerade begonnen und sollte schon Elterngespräche führen und vor allem auch Förderpläne entwerfen. Ich fühlte mich überfordert und hatte wirklich fast schon Angst.

Dann kam der Tag und ich erhielt so viel Lob, so viele liebe Worte. Von den Eltern, von meinen Schülern, die dabei waren. Eine Schülerin hatte auf die Frage hin, was sie sich für den Mathematikunterricht wünscht, auf ihren Förderbogen geschrieben, dass sie hofft, dass ich in den nächsten Jahren ihre Mathelehrerin bleiben darf

Der Tag war ein ganz besonderer für mich, da er mir gezeigt hat, dass ich auf dem richtigen Weg bin. So viel Dankbarkeit und so viele nette Worte hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck.

 

Bereicherung durch wöchentliche Feedbackrunden

Aufgrund der besonderen Gegebenheiten in der Klasse entschied ich mich, von Anfang an 15 Minuten wöchentlich in gegenseitiges Feedback zu investieren. Das scheint auf den ersten Blick sehr viel Zeit zu sein, aber es war ohne Frage gut angelegte Zeit. Das direkte Feedback der Klasse war für mich (und ist auch heute noch) sehr wertvoll.

Wenn die Schüler merken, dass sich durch das Reden über die Woche tatsächlich etwas ändert, das Feedback also ernst genommen, nicht böse aufgefasst wird und andere Meinungen  ausgesprochen werden dürfen und respektiert werden, ist das ein unglaublich wertvoller Austausch.

Direkt von den Schülern zu hören, was ihnen gut gefällt und was weniger, gibt mir selbst immer wieder auf’s Neue ganz konkrete Anhaltspunkte für die folgende Woche und zeigt mir ganz exakt, was schon gut funktioniert und woran ich noch arbeiten muss. Für mich ist dieses Ritual unheimlich motivierend.

 

Die perfekte Stunde

Gibt es die perfekte Stunde eigentlich? Man sagt ja, dass es immer noch etwas zu verbessern gibt. Doch es gibt diese seltenen Momente, wenn einfach alles glatt läuft. Bei wir war es einer der Unterrichtsbesuche, dann auch noch Wanderseminar – also alle meine Mitreferendare, meine Fachseminarleiterin und meine Hauptseminarleiterin saßen in der Stunde.

Es lief einfach alles wie am Schnürchen, anders kann man es nicht sagen. Im Reflexionsgespräch ergab sich dann irgendwie nichts Negatives. Im Nachgespräch mit den anderen Referendaren erhielt ich dann von jedem gezielt Feedback, doch auch da gab es nur Positives. Ein Referendar fragte dann, was man konkret denn jetzt eigentlich verbessern könnte. Darauf erwiderte meine Fachseminarleiterin, dass man eine tolle Stunde nicht zerreden muss. Es gebe nichts zu verbessern.

So ein Feedback ist letzten Endes Fluch und Segen zugleich – denn natürlich läuft nicht jeder Unterrichtsbesuch so hervorragend, auch nicht nach so einer guten Stunde. Darüber muss man sich bewusst sein und darf sich dann nicht entmutigen lassen. Was aber bleibt, ist die große Freude, einmal die EINE Stunde gehalten zu haben. Die nahezu perfekte Stunde.

 

Inspirierende Seminare

Eines ist wirklich schade: Dass so viele Referendare so unterschiedliche Erfahrungen mit ihren Fachseminaren und Fachseminarleitern machen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass nicht alle Seminare gut sind – umso erfreulicher ist es, dass man hier in Berlin nach dem 1. Halbjahr einen Wechsel des Fachseminars vornehmen kann.

Ich habe zwei wirklich hervorragende Fachseminare mit zwei tollen Fachseminarleitern. Fachseminarleiter, die etwas von ihrem Fach verstehen und einfach tolle Menschen sind. Zwei Seminarleiter, die ihre Fachseminare so aufbauen, dass ich wirklich etwas mitnehme. Dass ich mich immer wieder motiviert fühle, etwas Neues auszuprobieren. Seminare, in denen ich viele tolle Ideen mitnehmen kann und mich mit anderen Referendaren austauschen kann. In denen ich einfach unheimlich viel lerne. Meine Fachseminare sind zwar gewissermaßen eine manchmal nervige Pflicht, aber vielmehr eine große Inspirationsquelle und ein wertvoller Austausch für mich.

 

Die erste Weihnachtsfeier mit meiner Klasse

Vor Weihnachten war es soweit: Ich habe mit meiner Klasse unsere erste Weihnachtsfeier gefeiert. Ich war wirklich erstaunt, denn ich selbst hatte nichts organisiert – das haben alles meine Schüler gemacht. Ich kam morgens in unseren Raum und wurde mit Weihnachtsmusik, Lichterketten, Tannenzweigen und Kugeln auf allen Tischen und einem riesigen Buffet empfangen. Natürlich habe ich aber auch etwas beigetragen

Auf den Tischen lagen farbig ausgedruckte Programme für die Weihnachtsfeier, zwei Schüler haben die Moderation übernommen und es wurde gesungen, musiziert, Gedichte wurden vorgetragen, die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, Sketche aufgeführt, Wichtelgeschenke verteilt – es war einfach schön

 

 

 

Und dann bekam ich eine Karte der Eltern meiner Klasse, die mich unheimlich rührte Es ist einfach schön, wenn die viele Mühe, die vielen Gedanken, die Sorgen, die man sich tagtäglich macht, auf diese Weise wertgeschätzt werden.

 

 

 

 

 

Für mich ist der Lehrerberuf ein ganz wundervoller Beruf. Man bekommt so viel zurück und erhält die Möglichkeit, junge Menschen ein Stück weit zu begleiten, ihnen etwas von sich mitzugeben und sie irgendwann in die große, weite Welt zu entlassen. Und manchmal bleibt man in ihren Erinnerungen für immer ein Teil von ihnen

Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für den Anstoß zu dieser tollen Blogparade, Bob Blume! Ich hoffe, es kommen noch viele weitere Beiträge zusammen, die in ihrer Gesamtheit zeigen, dass das Referendariat nicht nur Stress bedeutet, sondern auch viele wundervolle Momente bereithält.

 

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