Nachdem Teil 1 so gut bei euch angekommen ist, freue ich mich, euch heute Teil 2 meiner kleinen Reihe zum Unterrichtsentwurf präsentieren zu können. In diesem Beitrag wird es um die ersten drei Kapitel meiner Unterrichtsentwürfe gehen:
- Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
- Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
- Fachlich-inhaltlicher Schwerpunkt (Sachanalyse)
Wer sich nochmal Teil 1 zum Aufbau anschauen und sich meine Hinweise und Tipps ansehen möchte, klickt bitte hier. Allen Anderen wünsche ich viel Freude beim Lesen und hoffentlich danach ein gutes Gefühl. Der Unterrichtsentwurf ist wirklich kein Hexenwerk Verratet mir doch bitte in einem Kommentar, ob ihr den Beitrag als hilfreich empfunden habt.
Der Unterrichtsentwurf: Kapitel 1 bis 3
Eine kurze Erinnerung zum Aufbau eines Unterrichtsentwurfs sei mir an dieser Stelle nochmal erlaubt. Wie man schnell feststellen wird, beziehen sich die Angaben auf den Vorbereitungsdienst in Berlin. Ich denke dennoch, dass man auch in anderen Bundesländern viel adaptieren kann.
Was gehört zum Unterrichtsentwurf?
Aus den Vorgaben des Senats im Handbuch Vorbereitungsdienst (Teil 1) ergab sich der folgende Aufbau, den ich stets verwendet habe:
- Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
- Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
- Fachlich-inhaltlicher Schwerpunkt (Sachanalyse)
- Kompetenzentwicklung und Standards
- Allgemeine Unterrichtsvoraussetzungen
- Begründung der Lehr- und Lernstruktur
- Individuelle Kompetenzentwicklung der Lernenden
- Verlaufsplan
- ggf. Quellenverzeichnis
- Anhang
Los geht’s also mit den Kapiteln 1 bis 3.
Kapitel 1: Individuelle Kompetenzentwicklung der Lehrperson
Tief durchatmen. Kapitel 1 ist schnell erledigt. Sollte dies euer erster Unterrichtsentwurf sein, so könnt ihr Kapitel 1 glatt überspringen. Erst, nachdem ihr einen Unterrichtsbesuch hattet und mit eurem Fachseminarleiter über eure geforderte Kompetenzentwicklung für den nächsten Unterrichtsbesuch gesprochen habt, könnt ihr hier auch etwas formulieren. Und zwar (wie eigentlich immer): kurz und knapp.
Manchmal liegen zwischen zwei Unterrichtsbesuchen nur wenige Wochen, manchmal sogar zwei Monate oder mehr. Es ist also wichtig, dass ihr genau wisst, was ihr in der letzten Reflexion besprochen habt und was euer Fachseminarleiter von euch sehen möchte. Genau das gehört in Kapitel 1. Nicht mehr und nicht weniger.
Mein persönlicher Tipp: Habt beim Unterrichtsbesuch eine Kopie eures gesamten Unterrichtsentwurfs dabei, den ihr im Reflexionsgespräch mit den Anmerkungen eures Fachseminarleiters und den Ergebnissen eures Gesprächs versehen könnt. Dazu gehört dann selbstverständlich auch eure Kompetenzentwicklung. Oft wird sie im Gespräch in Formulierungen wie „was ich gerne beim nächsten Mal von Ihnen sehen möchte,…“ oder ähnliche Ausdrücke verpackt.
Ihr seht anhand meiner drei Beispiele, dass die Inhalte in diesem Teil ganz unterschiedlich aussehen können:
Kapitel 2: Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe
Wenn ihr eure Stunde in die Unterrichtsreihe einordnen möchtet, bietet sich, der Übersichtlichkeit halber, eine Tabelle geradezu an. Mit einer Tabelle könnt ihr die Abfolge der Unterrichtseinheiten ordentlich und übersichtlich darstellen. Jeder blickt schnell durch und findet das, was er oder sie sucht. Genau das wollen wir.
Ein häufiger Fehler ist das Missverstehen des Wortes „Einordnung“. Eure gezeigte Stunde in die Unterrichtsreihe einzuordnen bedeutet, sie in einen klaren Zusammenhang zum Rest eurer Reihe zu bringen. Dafür reicht keineswegs die Angabe von zwei weiteren Unterrichtseinheiten aus. Euer Fachseminarleiter möchte an dieser Stelle beurteilen können, ob ihr eure Unterrichtsreihe sinnvoll aufbauen könnt. Das könnt ihr nur zeigen, wenn ihr an der Stelle etwas ausholt und in der Tabelle möglichst gut verdeutlicht, wie ihr vorgegangen seid.
Wie viele Stunden ihr dafür benötigt, müsst ihr selbst einschätzen. Wichtig ist, dass ihr (wenn möglich) sowohl einige Stunden vorher als auch einige Stunden nach eurer gezeigten Stunde festhaltet. „Wenn möglich“ heißt hier, dass das natürlich in einer Stunde, die eine Unterrichtsreihe eröffnet oder abschließt nur schlecht möglich ist.
Was gehört also in eure Tabelle?
- Ganz klar eine Nummerierung der Unterrichtseinheiten. Dabei muss nicht jede Stunde eine eigene Zeile erhalten, wenn ihr ein Thema auf zwei Stunden verteilt habt. Macht dies in der Nummerierung kenntlich, z.B. durch die Nummerierungen 1 oder 1/2 .
- Euer Stundenthema
- Angabe der zu fördernden Kompetenz. Diese hängt selbstverständlich von eurem Rahmenlehrplan ab. Es können auch Kompetenzen zu je einer Kompetenzart aufgenommen werden. Die Bezeichnungen könnt ihr dabei einfach aus dem Rahmenlehrplan übernehmen, um die Zugehörigkeit anzugeben.
Tipp: Denkt bitte einmal mehr über die Kompetenz nach, die ihr mehr als alle anderen fördern wollt und gebt diese an. Die Angabe von zwei oder mehr Kompetenzen ist häufig nicht gern gesehen. Dass man nie nur eine Kompetenz anspricht, ist klar. Zeigt an dieser Stelle aber, auf welche Kompetenzförderung ihr den Fokus legt. - Am Anfang bietet es sich an, das Geschehen in die Tabelle aufzunehmen, um zu verdeutlichen, was in der Unterrichtseinheit passiert. Sollte euer Fachseminarleiter andere Schwerpunkte verlangen, wird er euch das zügig mitteilen.
Das 2. Kapitel ist hinsichtlich meiner Beispiele der Beweis dafür, dass Unterrichtsentwürfe nicht in beiden Fächern gleich aufgebaut sein müssen. Wo hingegen für meine Fachseminarleiterin die zentralen Begriffe einer Unterrichtseinheit besonders relevant waren, war in Informatik eher das Geschehen von Bedeutung. Dies spiegelt sich im Aufbau der Tabellen wieder.
Kapitel 3: Die Sachanalyse
Der fachlich-inhaltliche Schwerpunkt, vielfach auch Sachanalyse genannt, ist mir aus dem Studium noch mit Grauen in Erinnerung geblieben. Ich weiß noch, dass mich mein fieser Seminarleiter durchfallen lassen wollte, weil ihm meine Sachanalyse nicht gefallen hatte. Gnädigerweise hat er mich dann mit 4,0 bestehen lassen. Ich habe mich lange darüber geärgert, denn ich hatte unheimlich viel Mühe hineingesteckt und die Bewertung erschien mir auch nach einem Bewertungsgespräch sehr willkürlich. Erst, als ich im Referendariat ausschließlich positives Feedback zu meinen Entwürfen und auch zu meinen Sachanalysen erhielt, konnte ich das Thema für mich abschließen. Deshalb kann ich euch eines berichten: Die Sachanalyse wird im Studium nicht selten zu streng aufgefasst.
In der Sachanalyse geht es um den fachlichen Hintergrund, der der geplanten Unterrichtsstunde zugrunde liegt. Dabei kann es durchaus Sinn machen, etwas auszuholen, und einen umfassenden Überblick über die Theorie zu geben. Die Kunst liegt an der Stelle darin, die Theorie umfassend darzulegen und trotzdem zu entscheiden, wo man Abstriche machen und Grenzen ziehen muss. Wo hingegen es in der Universität da auf einwandfreie, korrekte Fachsprache ankam, reicht in der Praxis ein gut lesbarer Text, der fachsprachlich und natürlich inhaltlich korrekt ist.
Das Allerwichtigste: Jegliche schulischen Kontexte sind in der Sachanalyse unerwünscht. Nicht in der Einleitung, nicht im mittleren Teil, nicht am Ende. Das Wörtchen SuS hat in der Sachanalyse nichts zu suchen. Immer, wenn es euch in den Fingern juckt, etwas zu schreiben, das mit der Schule zu tun hat, solltet ihr euch innerlich auf die Finger hauen Es geht wirklich um das reine Fachwissen an dieser Stelle. Und das ist wirklich genauso gemeint wie es hier steht.
Eine mögliche Vorgehensweise ist, sich zunächst einen Überblick über den Themenabschnitt zu machen und sich einzelne Themenbereiche zu notieren. Betrachtet dann eure Stunde und überlegt euch, welches Fachwissen darin didaktisch reduziert betrachtet wird. Werdet euch dann darüber im Klaren, welche fachwissenschaftlichen Annahmen, Theorien oder Aspekte die Grundlage für den Themenausschnitt eurer Stunde bilden und worauf sie hinauslaufen. DAS solltet ihr in der Sachanalyse verschriftlichen.
Als Orientierung: Die Themen für die folgenden Sachanalysen waren: Eigenschaften der Nominal, Ordinal- und Kardinalskala erkennen und einem Beispiel zuordnen, der Beweis des Satz des Pythagoras sowie die Transformationsregeln für die Überführung eines ER-Modells in eine Tabellenstruktur.
So, das war Teil 3. Im nächsten Teil werde ich mich dann Kapitel 4 widmen: Das heißt für euch, ihr könnt euren Rahmenlehrplan bereithalten, denn ich erzähle euch etwas über die gefürchtete Standardkonkretisierung und erkläre euch, worauf ihr bei den allgemeinen Unterrichtsvoraussetzungen achten solltet. Auch zum Herzstück des Entwurfs kommen wir im nächsten Teil: Der Begründung der Lehr- und Lernstruktur.
Ich glaube, das war jetzt ganz schön viel Input. Ich hoffe, die Beschreibungen waren gut nachvollziehbar und die Beispiele hilfreich. Wenn es Fragen oder Anmerkungen gibt: Nur her damit Ich freue mich über eure Kommentare!
Wenn euch mein Beitrag gefällt, liket doch meine Facebook-Seite! Ich freue mich über jeden neuen Follower Hier entlang: Like für meine Facebook-Seite
Danke für die Tipps. Sie bringen mich echt weiter. Ich bin gerade Referendarin und bin auch Mutter. Da ist jede Hilfe super! Vielen Dank!