Ich bin tagtäglich von Menschen umgeben, die ihren Beruf gerne machen. Also den des Lehrers, klar. Und ich freue mich, dass das so ist, denn ich habe innerlich meine wahre Freude daran, zu sehen, wie Lehrer ihren Unterricht mit tollen Ideen interessant gestalten. Da ich selbst so viel Freude an meinem Beruf habe und sehr glücklich damit bin, neige ich manchmal dazu, zu vergessen, dass das nicht allen so gehen kann. Umso interessanter fand ich heute ein Gespräch, dass ich nebenbei mithören konnte und das mich zu meinem heutigen Beitrag inspiriert hat. Was passiert also, wenn man ein Lehramtsstudium absolviert hat, sich durch viele Jahre und Prüfungen gequält hat und am Ende merkt, dass der Lehrerberuf gar nichts für einen ist? Welche Alternativen zum Referendariat gibt es?
Konfrontation mit einer längst vergessenen Angst
Das Interessante ist, dass ich davor immer eine riesige Angst hatte, als ich noch studierte. Praxis war eine derart große Mangelware, dass ich lange befürchtete, ich könnte mich umsonst durch die anstrengenden Jahre des Studiums gequält haben. Oft habe ich mich gefragt, was ich wohl tun würde, wenn sich herausstellte, dass ich vor einer Klasse einfach nicht bestehen könnte. Wenn ich keinen Spaß am Unterrichten hätte? Einfach keinen Draht zu meinen Schülern finden würde?
Aber am Ende musste ich mir über mögliche Alternativen zum Referendariat keine Gedanken machen. Die Angst hat sich im Endeffekt ja als völlig unnötig herausgestellt. Aber dafür gab es vorher keine Garantie. Es hätte auch anders kommen können. Von daher habe ich mich heute mit genau dem Fall konfrontiert gesehen, den ich mir für mich selbst nie gewünscht hatte.
Ein Praktikum als Start ins Lehrerleben?
Mittlerweile hat man an der Schule regelmäßig mit Praktikanten und Praxissemestlern zu tun. Heute hörte ich also ein Abschlussgespräch mit, das im Laufe eines Praktikums geführt wurde. Fast sechs Monate lang hatte dieses gedauert. Da ich genug zu tun hatte und mich so ein Gespräch prinzipiell ja auch nichts angeht, hörte ich im ersten Teil des Gesprächs gar nicht genau hin. Da es aber am Nebentisch stattfand, konnte ich das Gespräch halt nicht überhören.
Irgendwann fragte meine Kollegin ihren Gesprächspartner, was er für sich Positives aus dem Praktikum mitnehme. Welche Situationen ihm einfielen, in denen er Spaß hatte. Und was folgte? Eisernes Schweigen. Stille. Nichts. Nach einem Nachhaken äußerte er tatsächlich auch, dass ihm da nichts einfiele.
Kein Spaß am Lehrer-Beruf
Das hat mich, ehrlich gesagt, etwas überrascht. Wenn nicht sogar schockiert. Wenn man innerhalb von sechs Monaten keinen einzigen Moment benennen kann, in dem man Spaß hatte oder etwas Positives erlebt hat, ist ziemlich klar, dass der Beruf nicht der richtige ist. Insbesondere, wenn fast nur noch die Masterarbeit ansteht, ist das eine sehr späte Einsicht und die Frage nach Alternativen wird groß. Da kam für mich dann die Frage auf, was man mit einem abgeschlossenen Lehramtsstudium macht, wenn nicht unterrichten?
Alternativen zum Referendariat
Die meisten Lehramtsstudenten treten nach dem Studium ihr Referendariat an, schließlich ist das der Schlüssel zum Lehrerberuf und zu Recht noch Teil der Ausbildung. Doch ich kenne einige ehemalige Komilitonen, die nach dem erfolgreichen Abschluss einen anderen Weg eingeschlagen haben.
1. Und das ist vermutlich die am häufigsten gewählte Alternative: Nach dem Studium direkt an der Universität bleiben, um zu promovieren und in der Hochschullehre tätig zu werden. Dass ich davon nicht viel halte, weil ich schon zu viel Praxisferne im Studium erlebt habe, ist an der Stelle erstmal nicht von Bedeutung. Aber es ist eine Möglichkeit, die einen auch finanziell gar nicht schlecht darstehen lässt. Wer also gerne weiter wissenschaftlich arbeiten und vielleicht forschen möchte, ist hier sicherlich richtig.
2. Lehren ja, Schule nein: Es gibt zahlreiche andere Wirkungsstätten als die üblichen Schulen, wenn man gerne unterrichten möchte, dies aber vielleicht nicht im schulischen Umfeld tun möchte. Nachhilfeinstitute, Privatschulen (ggf. auch mit besonderen Konzepten), Klinikeinrichtungen für längerfristig kranke Kinder. All das sind Möglichkeiten, als Lehrer zu unterrichten, aber nicht an die üblichen Schulen zu müssen.
3. Lehrer in der Theorie: Vielleicht gefällt manch einem auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit didaktischen Themen, nur die praktische Umsetzung vor der Klasse wird lieber jemand Anderem überlassen. Schulbuchverlage suchen immer wieder Lehrer, die ihr didaktisches Fachwissen in die Entwicklung von Materialien und Büchern stecken möchten. Auch beratende Tätigkeiten von Schulen in den eigenen Fachbereichen (oder nach Weiterbildung auch in anderen Bereichen) sind denkbar.
4. Fachwissenschaften ja, Lehrer nein: Wer gerne in seinen studierten Fächern weiterarbeiten, aber dies nicht als Lehrer tun möchte, kann sich an seiner Universität erkundigen, ob unter Nachstudieren weiterer Module ein anderer Studienabschluss möglich ist. Eine Anrechnung der absolvierten Module sollte in den meisten Fällen kein Problem darstellen. Mit einem Nicht-Lehramtsabschluss ergeben sich weitere Optionen und Karrieremöglichkeiten, die in ganz andere Richtungen als der Lehrer-Beruf gehen können.
Keine überstürzten Schritte
Eines ist wichtig: Überstürzt nichts! Rückschläge wird es immer wieder geben. Nicht jedes Praktikum muss gut laufen. Nicht jeder Unterrichtsbesuch im Referendariat ist der Knaller und auch im späteren Berufsleben wird es immer wieder Stunden geben, die in die Hose gehen. Die Gründe dafür sind, gerade in der Anfangsphase und den Praktika, nicht unbedingt an einer fehlenden Eignung für den Lehrerberuf zu suchen. Und eher selten findet man auf Anhieb die Schule, an der man sich wohl fühlt und die Gegebenheiten zu einem passen. Erfahrungen müssen einfach erst gesammelt werden, die Lehrerpersönlichkeit muss sich finden. Das geht nicht von heute auf morgen.
Wenn ihr also Zweifel habt, ob ihr im Beruf richtig seid, atmet erstmal tief durch. Holt euch Meinungen eurer Kollegen. Lasst sie bei euch hospitieren und holt euch ein Feedback ein. Auch, wenn es weitere Möglichkeiten als das Referendariat gibt, ist dies ein wichtiger Schritt, der gut durchdacht sein sollte.
Wie sieht das bei euch aus? War euch immer klar, dass der Lehrer-Beruf der richtige für euch ist? Oder kamen bei euch auch irgendwann Zweifel auf? Wie habt ihr euch in dem Fall verhalten? Erzählt mir von euren Erfahrungen in den Kommentaren
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Ich arbeite als freizeitpödagoge an der schule also nachmittagsbetreuunf 85 prozent. Bin nach dem studium noch nicht ins ref gegangen.