Das Referendariat neigt sich dem Ende zu und ich beginne, viel über diesen besonderen Lebensabschnitt nachzudenken. Ich weiß noch, wie ich mich in meinen ersten Wochen fühlte. Ich erinnere mich, wie verzweifelt ich war, als ich für eine Stunde zehn Stunden Vorbereitung benötigte. Als ich mich fragte, ob das wohl irgendwann besser werden wird. Viele Referendare haben das Glück, zunächst doppelt gesteckt zu sein oder wenigstens einen Ansprechpartner zu haben, der einen an die Hand nimmt. Das Glück hatte ich nicht – und für diejenigen unter euch, die vielleicht auch keine ideale Betreuungssituation vorfinden, habe ich die zehn Tipps fürs Referendariat zusammengetragen, die euch einen guten Start bescheren sollen. Heute geht es endlich weiter mit dem zweiten Teil, den ich euch lange schuldig geblieben bin. Wer nochmal in Teil 1 schauen möchte, kann dies hier tun.
10 Tipps fürs Referendariat (Teil 2)
Tipp 6: Belies dich zum Class Room Management.
Bevor sich nach den ersten Wochen eine gewisse Routine eingestellt hat, hat mich zuvor vor allem eines geplagt: Unsicherheit und Nervosität. Was kann man dagegen tun? Wichtig ist, sich gewappnet zu fühlen. Was wäre wenn? Wie gehe ich mit Unterrichtsstörungen um? Wie reagiere ich, wenn …? Nicht schaden kann es, sich im Class Room Management einzulesen und Anregungen für den Umgang mit der Klasse zu holen.
Überlege dir zusätzlich Rituale, die du einführen möchtest. Rituale helfen, den Unterricht zu strukturieren und schaffen Transparenz. Frage die Klasse nach Regeln, die vielleicht mit dem Klassenlehrer schon festgelegt wurden und betone, welche dir besonders wichtig sind. Das können einfache Regeln für das Miteinander, aber auch bereits vorhandene Rituale sein.
Tipp 7: Hol deine Schüler da ab, wo sie stehen.
Gerade, wenn man neu in eine Klasse kommt, kann man ganz schnell auf dem Boden der Tatsachen landen, wenn die Klasse Inhalte nicht kennt, die bekannt sein sollten oder Inhalte, die du vorbereitet hast, schon bekannt sind. Nutze die erste Stunde des Kennenlernens also auch dazu, zu erfragen, welche Themen zuletzt behandelt wurden. Warum nicht direkt ein Zeichen setzen und mit Plickers eine kurze Lernausgangslage durchführen? Das schafft Begeisterung, motiviert und sorgt sicherlich dafür, direkt einen Pluspunkt zu sammeln
Unterschätze diesen Aspekt nicht. Du kannst deine Schüler ganz schnell verlieren, wenn dir niemand folgen kann.
Tipp 8: Arbeite direkt an der Schüler-Lehrer-Beziehung
Wer noch nichts von Hattie gehört hat, darf den Namen sich ab sofort merken Hattie hat festgestellt, dass die Lernleistung unter anderem direkt von der Schüler-Lehrer-Beziehung abhängt. Je besser die Beziehungsebene desto besser die Lernleistung der Schüler. Das bedeutet für uns, dass wir großen Einfluss auf die Ergebnisse der Schüler nehmen können, indem wir stetig an unserer Beziehung zueinander arbeiten und Zeit in diese investieren.
Also: Lass auch mal fünf grade sein, hab ab und an einen lustigen Spruch auf den Lippen und komm mit deinen Schülern ins Gespräch, wenn es sich anbietet. Dadurch baust du Nähe zu deinen Schülern auf. Aber: Bleibe dabei ganz du selbst! Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an seine eigene Schulzeit: Lehrer, die zwanghaft versuchten, Witze zu machen oder locker zu wirken, hat man eher nicht gemocht. Das hat sich seitdem nicht geändert.
Tipp 9: Plane langfristig.
Das hört sich am Anfang utopisch an, das weiß ich selbst noch. Aber es wird besser. Irgendwann plant man nicht mehr vom einen auf den anderen Tag oder vielleicht mal zwei Tage im Voraus, sondern weiß, worauf alles hinauslaufen soll. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen, die hier aufzuführen aber den Rahmen sprengen würden. Lass dir aber sagen: Es hat unheimlich viele Vorteile. Nichts ist doofer als nicht zu wissen, was am Ende der Unterrichtsreihe eigentlich passiert sein soll oder wenn man seinen Zeitplan nicht einhalten kann, weil langfristig bekannte Termine zu ausfallenden Stunden geführt haben. Noch schlimmer entsprechend, gar keinen Zeitplan zu haben Planung ist Alles!
Tipp 10: Reflektiere dich und deinen Unterricht angemessen.
Das Referendariat erfordert es ohnehin, dennoch möchte ich es an dieser Stelle nochmal ausdrücklich betonen: Man sollte sich möglichst schnell in der eigenen Reflexion üben. Dazu muss man sich selbst zunächst überlegen, nach welchen Kriterien man seinen Unterricht bewerten und einschätzen möchte. Dafür gibt es wirklich zahlreiche Kriterien, z. B. Schüleraktivität, Differenzierung, Transparenz, … Einfach die Suchmaschine anwerfen und sich inspirieren lassen.
Aber übertreib es nicht: Wer seinen Unterricht überfrachtet, weil er möglichst viele Kriterien erfüllen möchte, wird in den seltensten Fällen guten Unterricht zeigen. Fokussiere dich und setze Schwerpunkte, um weder deine Schüler noch dich selbst zu überfordern.
So, ich hoffe, ihr konntet euch von meinen 10 Tipps etwas beruhigen lassen. Das Referendariat ist wirklich kein Hexenwerk, bedarf aber einer guten Organisation, Reflexion und einer Menge Motivation für die Sache. Ich kann es nur noch einmal betonen, weil es so wichtig ist: Bleibt immer ihr selbst! Jetzt bleibt mir nur noch, euch ganz viel Freude in dieser spannenden und lehrreichen Zeit zu wünschen. Vielleicht fallen euch noch weitere Tipps ein, die ich hier vergessen habe? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar
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